Smart Metering für alle?

Ein wichtiger Schritt hin zu dynamischen Stromtarifen

Wir sollen Strom bewusster und vor allem dann verbrauchen, wenn er aus erneuerbaren Energien stammt: Das ist nicht nur eine gute Sache, sondern auch Wille des Gesetzgebers. Doch wie lässt sich das umsetzen? Zum einen sollten wir ehrlich zu uns selbst sein: Wir benötigen dazu ein Incentive, um auf Trab zu kommen – ein Incentive, das das richtige Verhalten belohnt – und falsches Verhalten durch höhere Stromkosten bestraft. Daher nimmt das Energiewirtschaftsgesetz ab 2025 Stromanbieter aller Größen in die Pflicht, dynamische Stromtarife anzubieten – wie Corrently es übrigens schon seit geraumer Zeit tut.

Zum anderen brauchen wir aber auf der Verbraucherseite auch die Transparenz, um unseren Stromverbrauch zu verstehen und unser Verhalten entsprechend anzupassen. „Einmal im Jahr kommt der Stromableser“ ist ein Auslaufmodell; wir brauchen eine digitale Erfassung, idealerweise mit der Intelligenz ausgestattet, um uns zeitgenau zu informieren. Kurz: Wir brauchen Smart Metering.

Die aktuelle Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes setzt dafür (und für die Kosten) klare Regeln, die oft verkürzt als „Smart Metering für 20 Euro im Jahr“ wiedergegeben werden. Ganz so einfach – und preisgünstig – ist es natürlich nicht. In unserem Artikel bieten wir euch einen kleinen Überblick.

 

Digitale Verbrauchserfassung vs. Smart Metering?

Bei vielen von euch dürfte es im Januar geklingelt haben: Der Stromableser ist da! Oder – das ist wohl der neueste Schrei! – ihr habt Post von eurem Netz-/Messstellenbetreiber bekommen, die Ablesung doch bitte selbst vorzunehmen und via Postkarte oder online einzureichen. Gerade Letzteres bedeutet einen erhöhten Arbeitsaufwand für alle Seiten, Portokosten etc. Da fragt man sich als Verbraucher zurecht: Geht das nicht einfacher? Vielleicht sogar automatisch?

Ja, klar, nämlich über moderne, digitale Verbrauchserfassung: Die Netz-/Messstellenbetreiber sind landauf/landab bereits dabei, entsprechende Zähler auszurollen. Das tun sie in der Regel, wenn die Eichfrist des aktuellen Zählers abgelaufen ist und ein Austausch bzw. eine Neueichung ohnehin fällig wäre. Eine entsprechende Benachrichtigung erhaltet ihr rechtzeitig, also spätestens drei Monate vor dem Austausch. Allerdings rechnet man damit, dass es noch bis weit in die 2030er-Jahre dauern kann, bis so alle Zähler ausgetauscht sind.

Also abwarten und Tee trinken? Nicht unbedingt. Diese digitalen Stromzähler sind zunächst einmal genau das: Stromzähler, die nun allerdings ihre Daten digital zur Verfügung stellen und (wenn alles reibungslos funktioniert) an den Stromanbieter übertragen.

Viel gewonnen in Sachen Transparenz ist so noch nicht, aber: Der Grundstein ist gelegt. Liegen die Daten erst einmal digital vor, ist der wichtigste Schritt zur Erfassung in kleineren zeitlichen Fenstern bis hin zur Echtzeit-Messung bereits gemacht. Alles, was fehlt, ist die notwendige Intelligenz, diese Daten aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen, um sie dann auf Verbraucherseite etwa in ein Energiemanagementsystem einzuspeisen oder um dem Stromanbieter die Abrechnung dynamischer „tageszeit- oder lastabhängiger Tarife“ zu ermöglichen. Die verschiedenen Modelle für solche dynamischen Tarife haben wir bereits vor einiger Zeit in einem Artikel beschrieben. Ein derart mit Messintelligenz ausgestattetes System wäre dann das viel beschworene Smart Metering mit seinen vielen Anwendungsszenarien, die weit über die dynamische Abrechnung hinaus gehen. Hier mal ein kleines Beispiel für solch einen weitergehenden Anwendungsfall: Fällt etwa in einem Restaurant, einem Lebensmittelmarkt oder gar einer Arztpraxis nachts die Kühlung aus, kann das schnell sehr teuer werden. Eine Stromerfassung mittels Smart Metering würde jedoch den Vebrauchsabfall bemerken und könnte entsprechend Alarm schlagen.

Nun, uns Verbrauchern in Privathaushalten oder kleineren Unternehmen würde es ja zumindest schon mal reichen, zu wissen, wann wir unsere Waschmaschine oder unseren Fertigungsprozess mit grünem (und damit aktuell auch günstigerem) Strom betreiben können.

 

Smart Metering für 20 Euro im Jahr?

Smart Metering soll für alle erschwinglich werden. Von einem Preisdeckel von 20 Euro im Jahr ist oft die Rede. Doch das ist verkürzt dargestellt.

Der Gesetzgeber unterscheidet zunächst einmal zwischen zwei Arten von Endverbrauchern: Solchen mit einem Stromverbrauch von bis zu 6.000 kWh im Jahr und solchen darüber.

Für die erste Gruppe wird nur der Einbau eines modernen, digitalen Messsystems zur Pflicht, für die zweite dann Smart Metering. Der Preisdeckel von 20 Euro gilt jedoch nur für die sogenannte „moderne Messeinrichtung“, also den digitalen Stromzähler.

Aber: Smart Metering steht als Option grundsätzlich allen Endverbrauchern offen, lediglich für jene, die mehr als 6.000 kWh im Jahr verbrauchen und/oder eine Erzeugeranlage bzw. eine Wärmepumpe betreiben, ist es Pflicht.

Die Kosten für Smart Metering liegen über den 20 Euro, sind jedoch gleichfalls gedeckelt:

Verbrauch

Maximale Kosten pro Jahr

bis 2.000 kWh

23€

2.000 bis 3.000 kW

30€

3.000 bis 4.000 kWh

40€

4.000 bis 6.000 kWh

60€

6.000 bis 10.000 kWh

100€

 

Darüber wird es dann entsprechend teurer, bleibt aber in der Regel im unteren dreistelligen Bereich. Weitere Kosten kommen jedoch hinzu, wenn ihr noch eine Erzeugeranlage wie eine Dach-PV bzw. eine Wärmepumpe betreibt. Außerdem entstehen möglicherweise noch Gebühren für die Tarifaufschaltung oder die Bereitstellung eines Energiemanagementsystems.

Genaueres erfahrt ihr bei eurem Messstellenbetreiber. Doch wer ist das eigentlich genau?

 

Stromanbieter, Netzbetreiber und Messstellenbetreiber profitieren von Smart Metering

Nicht nur wir Verbraucher, sondern auch alle anderen Player auf dem Strommarkt haben ein Interesse an Smart Metering auf breiter Basis:

·        Stromanbieter sind gesetzlich verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Dafür benötigen sie nicht nur Datenmaterial (was ein digitaler Zähler ja liefert), sondern sind auch interessiert daran, dass Verbraucher profitieren, da sie sonst schnell den Anbieter wechseln.

·        Verbraucher profitieren nur dann, wenn sie ihren Verbrauch transparent preisabhängig steuern können.

·        Netzbetreiber sind an einem möglichst effizienten Netzmanagement ohne Überlastung und Lieferengpässe interessiert, also gleichfalls daran, dass die Endnutzer ihren Verbrauch bewusst und transparent steuern.

·        Und nicht zuletzt gibt es noch die Messstellenbetreiber, die zwar oft in Personalunion mit dem Netzbetreiber daherkommen, aber auch unabhängig sein können: Sie wollen das Geschäft machen und werden daher Verbrauchern ein möglichst ideales Preis-/Leistungsverhältnis bieten.

Langfristig wird also Smart Metering die Norm werden.

 

Wer zahlt nun die Rechnung? Und wie?

Bisher dürfte es in vielen Haushalten so gewesen sein, dass der Stromtarif auch die Erfassung einschloss. Stromanbieter und Messstellenbetreiber (zumeist die lokalen Netzbetreiber) haben also entsprechende Verträge und ihr begleicht die Kosten für die Erfassung über eure Stromrechnung. In größeren Wohnanlagen (dazu später mehr) kann es natürlich auch sein, dass ein externer Messstellenbetreiber beauftragt wurde, die Erfassung für die ganze Anlage zu übernehmen. Die entsprechenden Kosten findet ihr dann in eurer Nebenkostenabrechnung.

Nun könnt ihr aber auch euren lokalen Netzbetreiber oder ein unabhängiges Unternehmen für Messtechnik direkt mit der Erfassung beauftragen: Der Strommarkt wurde auch in diesem Bereich liberalisiert. Dann allerdings schließt ihr einen Vertrag mit der Partei, die die Erfassung übernimmt und entsprechend auch die Technik liefert/installiert/betreibt. Ihr erhaltet dann eine gesonderte Rechnung, außer der Anbieter hat wiederum einen entsprechenden Kooperationsvertrag mit eurem Stromlieferanten: Dann bleibt alles beim Alten und die Verbrauchserfassungskosten sind Teil eures Strompreises.

Es ist jedoch auch ein anderes Geschäftsmodell denkbar, in dem euch euer Stromanbieter im Rahmen seines dynamischen Stromtarifs ein „Rundum-Sorglos“-Paket anbietet, sich also auch um das Smart Metering kümmert – und euch sogar ein entsprechendes Energiemanagementsystem zur Verfügung stellt. Das könnte allerdings den Anbieterwechsel später schwierig machen, da ein damit einhergehender Wechsel des Messstellenbetreibers vielleicht wieder neue Hardware erfordert. Das solltet ihr im Vorfeld abklären. Ein Stromzähler, intelligent oder nicht, ist schließlich kein Kabel-Modem, das ihr beim Wechsel des Internet-Anbieters einfach aus der Steckdose zieht und zurückschickt.

Ihr solltet euch also die einzelnen Modelle genau ansehen und die Kosten vergleichen. Dabei kommt es nicht nur auf die Kosten für die Messstelle an, sondern auch auf möglicherweise verborgene Zusatzgebühren wie für die Tarifaufschaltung. Lasst euch also genaue und vollständige Angebote geben. Denn letztlich seid ihr es, der die Rechnung zahlt. Auf die eine oder andere Weise.

 

Auf dann ins Abenteuer Smart Metering? Die ersten Schritte

Häusle-Besitzer, die autonom über Stromanbieter und Messstellenbetreiber entscheiden können, sind fein raus: Sie können sich in Ruhe auf dem Markt umschauen und das beste Gesamtpaket wählen. Dabei sollten sie zunächst herausfinden, wer eigentlich für den Betrieb der Messstelle zuständig ist. Aber keine Sorge: Das kann euch euer Stromanbieter sagen. Oder es steht auf dem Zähler. Oder ihr erhaltet ohnehin schon eine separate Rechnung.

Komplexer wird jedoch für Mieter oder die Bewohner von Eigentumswohnungen:

Mieter können sich zwar theoretisch selbst um alles kümmern, denn in der Regel sind sie frei in der Wahl ihres Stromanbieters, allerdings gibt es gesetzliche Einschränkungen: So kann der Vermieter die Stromerfassung zentral regeln. Das ist auch sinnvoll, da sich so Kosten sparen lassen. Außerdem hat der jeweilige Messstellenbetreiber es dann nicht mit X Vertragsparteien zu tun, sondern nur mit einer.

Aber wie schon gesagt: Kann! Nicht muss! Regelt der Vermieter dies nicht zentral, kann er euch umgedreht eigentlich auch nicht verweigern, auf eure Kosten einen Smart Meter einbauen zu lassen. Allerdings bedingt das einen Eingriff ins Stromnetz der Liegenschaft, der möglicherweise eine temporäre Unterbrechung der Stromzufuhr für weitere Haushalte bedeutet. Entsprechend solltet ihr den Termin mit allen möglicherweise betroffenen Haushalten koordinieren und euch auch mit eurem Vermieter abstimmen. Sicher ist sicher.

Ähnliches gilt für Eigentumswohnungen. Möglicherweise hat Wohneigentümergemeinschaft die Verbrauchserfassung gemeinschaftlich vertraglich geregelt – oder eine beauftragte Liegenschaftsverwaltung kümmert sich darum. Ihr solltet euch also entsprechend schlaumachen. Spätestens der Messstellenbetreiber sollte euch die notwendigen Auskünfte geben können.

 

Eine kleine Checkliste

Die folgenden Fragen solltet ihr euch stellen, wenn ihr zu Smart Metering wechseln wollt.

Will ich nur eine vereinfachte Ablesung und Abrechnung haben oder steht mir der Sinn nach Höherem?

Im ersteren Fall seid ihr mit einem digitalen Stromzähler gut bedient – und man muss nicht allzu tief in die Glaskugel schauen, um zu vermuten, dass ein gewisses Maß an Intelligenz Standard sein wird.

Im zweiten Fall solltet ihr ein intelligentes Messsystem auswählen. Damit seid ihr nicht nur für dynamische Stromtarife aller Art gewappnet, sondern auch für allerlei Zusatznutzen, die sich aus einem Energiemanagement ergeben.

Was ist mein Jahresverbrauch und betreibe ich eine Erzeugeranlage/Wärmepumpe bzw. plane eine entsprechende Installation?

Danach richtet sich, zu was ihr gesetzlich verpflichtet seid – und was euch der Spaß kostet. Es kann dabei durchaus sinnvoll sein, die Solaranlage, die ihr für nächstes Jahr plant, jetzt schon in die Überlegungen mit einzubeziehen. Dann ist die dafür notwendige Abrechnungs-/Einspeisungstechnik schon vorhanden und ihr müsst nicht ganz von vorne anfangen.

Wer kümmert sich aktuell um die Erfassung/Ablesung und wie wird das abgerechnet?

In der Regel ist das der Netzbetreiber, muss es aber nicht sein. Bei größeren Liegenschaften (sei es bei Eigentums- oder Mietwohnungen) kann das auch zentral geregelt sein.

Welche Anbieter stehen mir zur Verfügung?

Wie schon gesagt: Netzbetreiber und externe Messstellenanbieter sind hier die regulären Quellen. Es kann aber sein, dass euer Stromanbieter bereits über entsprechende Verträge verfügt und euch ein Gesamtpaket aus Messung und dynamischem Stromtarif anbietet.

Welche Genehmigungen/Absprachen brauche ich?

Sei es, dass euer Vermieter oder die Wohneigentümergemeinschaft die Erfassung zentral geregelt hat, sei es, dass ihr eure Nachbarn während der Montage nicht mit einem Stromausfall überraschen wollt: All das solltet ihr abklären.

Welches ist der für mich beste Anbieter bzw. das beste Leistungspaket?

Das hängt von euren individuellen Voraussetzungen und Wünschen ab. Zudem kann sich der Entscheidungsprozess komplex gestalten. Daher verraten wir euch jetzt ein kleines Geheimnis über uns:

 

Das schlecht gehütete Corrently-Geheimnis

Wir müssen euch ein Geständnis machen und das wohl am schlechtesten gehütete Corrently-Geheimnis lüften: Smart Metering ist unsere Leidenschaft. Wir lieben es, uns mit Verbrauchsdaten auseinanderzusetzen und unseren Kunden dabei zu helfen, diese zu verstehen und ihre Energie besser zu nutzen. Zudem denken wir ständig über neue Anwendungsmodelle nach. Entsprechend gut kennen wir uns in diesem Metier aus – vom Smart Home bis hin zur Verbrauchs- und Erzeugungssteuerung in Unternehmen.

Wir beraten euch also gerne, stehen euch bei der Auswahl von Stromtarif und Messstellenbetreiber zur Seite und stellen euch sogar ein eigenes, Open-Source-basiertes Energiemanagementsystem für Privathaushalte zur Verfügung: Die Casa Corrently.

Also, was zögert ihr noch? Nehmt jetzt Kontakt mit uns auf! Und gemeinsam gehen wir den Weg in eine smartere Stromzukunft.

 

Jannik Wiedmann